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Kurzgeschichte

Piggeldy und Frederick

Piggeldy wollte wissen, wieso Schweine laufen müssen.

„Jetzt sind wir so viel gelaufen und doch immer nach Hause gekommen. Warum machen wir das?“, fragte Piggeldy seinen großen Bruder Frederick.
Frederick atmete tief durch. Er wusste, dass Piggeldy gern etwas anderes gehört hätte, doch er fühlte sich der Wahrheit verpflichtet.
„Wir laufen so lange, Piggeldy, weil uns das stark und muskulös macht.“, sagte Frederick zu Piggeldy.

„Aber warum müssen wir denn stark und muskulös sein?“, sagte Piggeldy zu Frederick.
Frederick schluckte. Er überlegte, wie er die richtigen Worte für das finden sollte, was er zu sagen hatte. Gerade als er beginnen wollte, zu sprechen, wurden sie von den rasch näherkommenden Schritten eines Mannes unterbrochen. Der Mann packte Frederick an den Hufen und zog ihn aus dem Stall. Frederick schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf und röchelte.

„Ah, ich denke, ich verstehe nun, Frederick. Wir müssen stark und muskulös werden, um uns gegen diesen Mann zur Wehr zu setzen.“, sagte Piggeldy zu Frederick.
Frederick wollte widersprechen, doch blieb stumm. Er schaute Piggeldy ein letztes Mal in die Augen und verschwand.

All the lonely people

Ich schaue mich um und sehe all die einsamen Menschen. Der Vater, ein Ohr gefangen am Telefon, eine Lippe erklärt dem Sohn die Welt. In ihm nichts als Leere und die Erinnerung an den Glauben an den einen großen Sinn. Vorüber gleiten, schweigend ins Gespräch vertieft, zwei Ewiggestrige, die sich sehnen nach einem Früher, das es so niemals gegeben hatte. Einem Früher, das voller Verheißung steckte und die ach so düstere Gegenwart umso blasser erschienen ließ.

Die zwei Dyaden kreuzen sich in diesem Moment, unwissend vom Leiden der jeweils anderen, doch mit der tief verwurzelten Überzeugung, die schlechteren Karten vom Schicksal erhalten zu haben. Ein Moment, der das Leben aller Beteiligten aufwirbeln, ihre Lebenswege grundlegend umstruktuieren könnte. Doch er verstreicht und nichts passiert. Eine weitere Chance bleibt ungenutzt, der eigenen Passivität eine Aktion abzutrotzen. Der eigenen Hilflosigkeit Zukunftsoptimismus entgegenzusetzen.

Ich schaue mich um und sehe all die einsamen Menschen. Die WG-Mitbewohner gefangen zwischen Verbundenheitsgefühl, Weltschmerz und Einsamkeit. Die Wohlhabenden, die sich zwar alles leisten können, aber verlernt haben, das zu begehren, was sie bereits haben.

Ich schaue mich um und sehe all die einsamen Menschen. Doch niemand sieht mich. Vor Jahren gestorben, begraben mit meinem Namen, doch niemand, der meiner gedachte. Ich Eleanor, Sinnbild der Einsamkeit, will euch zuschreien, euch von euren selbsterlegten Fesseln zu befreien. Will euch schütteln, den Blick von dem zu lösen, was unverändlich ist und Energie in das zu stecken, was Zukunft verspricht.

Wo ist es hin, das kindliche Streben nach Verbundenheit, nach Gemeinschaft? „Jeder braucht Freunde, aber keiner mag mehr Menschen“ scheint das Mantra dieser Zeit geworden zu sein. Einer Zeit, in der das eigene Selbstbild so fragil geworden ist, dass es einzig durch Abgrenzung aufrechtzuerhalten ist. In der Fremde und Unheil gleichgesetzt und Andersdenkende als Scharlatane abgetan werden. In einer Zeit, in der Menschen nicht danach bewertet werden, wohin sie streben, sondern woher sie kommen. In einer Zeit, dessen Welt so sehr in Bewegung ist, dass sich immer mehr Leute finden, denen Stillstand und Rückschritt lieber ist. Immer mehr Tugenden wie Zuversicht und Hoffnung als unreale Lügenkonstrukte einer manipulierten Obrigkeit sehen und sich stattdessen an der eigenen Misere und Ausweglosigkeit ergötzen.

Dabei ist es doch gerade die Hoffnung, die uns Menschen im Kern zu dem macht, was wir sind. Ohne den Glauben an ein besseres Morgen hätten unsere Vorfahren niemals ihre Höhlen verlassen und neue Landstriche bevölkert. Ohne den fernen Schein am Horizont, wäre jegliche Motivation, neue Erforschungen zu machen, im Keim erstickt.

Ich schaue mich um und sehe all die einsamen Menschen und manchmal denke ich, sie haben vergessen, zu was der Mensch im Stande ist. Niemand scheint sich an die Hürden und Schicksalsproben zu erinnern, die unsere Art über Jahrtausende geformt haben. Eiszeiten, Krankheitsepidemiologien, Hungersnöte, Weltkriege. All das wurde überstanden, doch die Probleme unserer Zeit sind unüberwindbar? Das Leben eines jeden heute lebenden Menschen ist das Resultat von Generationen an Überlebenskämpfen, Tragödien und besiegten Widrigkeiten. Überkommenen Ängsten, getätigten Risiken und genutzten Chancen. Und obwohl es gerade ihr seid, die als Resultat dieser Verkettung von unwahrscheinlichen Entscheidungen enstanden und in diesem Moment am Leben seid, fehlt euch die Zuversicht? Fehlt euch die Kraft, an euch selbst zu glauben? Wer sollte den Herausforderungen der heutigen Zeit gewachsen sein, wenn nicht ihr, die ihr Produkt dieser jahrtausendelangen Selektion seid?

Ich schaue mich um und sehe all die einsamen Menschen. Und ja, ich verstehe euch. Ich verstehe, dass es eine beruhigende Gewissheit geben kann, der Welt eine unveränderliche Grausamkeit zu attestieren. Ich verstehe, dass es sich manchmal so anfühlt, als könnte nichts Positives entstehen, bevor nicht all der Unrat beseitigt ist. Doch jede Sekunde birgt die Möglichkeit, diesem Unrat etwas Schöneres, Bessseres entgegenzusetzen. Jeder Moment könnte der Moment sein, der die Wende einleitet. Jeder Tag könnte der Tag sein, der später in Geschichtsbücher festgehalten würde. Dazu braucht es nur einen ersten Schritt und etwas Mut; selbst wenn es nur der eines Verzweifelten ist.

Ich schaue mich um und sehe all die einsamen Menschen. Wenn es nur eines gäbe, das ich euch sagen will, dann das: So oft redet ihr von Dingen, die euch im Weg stehen, um endlich zu leben, doch dabei vergesst ihr, das genau das bereits Leben ist. Also löst euch von euren Gedanken und schreitet zur Tat. All das, was ihr braucht, steckt bereits in euch.

Wo?

Wo auch immer seine Frau ihn hier hin getrieben hatte; er hasste es hier. Diese ewig freundlichen Menschen, die ihm das Gefühl gaben, als könne er seine eigene Hand nicht mehr heben. Seine Frau – wo war die eigentlich? Er war sich sicher, dass sie es ihm gesagt hatte, aber wie so oft in letzter Zeit hatte er sich dagegen entschieden, ihr zuzuhören.

Ihre quitschend-zillernde Stimme hatte ihn schon immer ein bisschen genervt, aber anfangs bildetete er sich ein, sich daran gewöhnen zu können. Als dann die Zeit kam, nach der es üblich war, um ihre Hand anzuhalten, hatte er ihre Stimme als wenig legitimen Grund gesehen, sie zu verlassen. Außerdem empfand er es schon immer als anstrengend, neue Menschen kennenzulernen.

Jetzt wo er so darüber nachdachte, hatte er es eigentlich ganz gut mit seiner Frau. Sie hatte nie den Wunsch geäußert, ein Kind mit ihm zu bekommen. Das schätzte er sehr an ihr. Schließlich empfand er das Führen seines eigenen Lebens bereits als unbeschreiblich mühsam.

Er atmete tief durch. Weiterhin in dem Versuch versunken, herauszufinden, wo er sich hier eigentlich befand, versuchte er die letzten Tage und Stunden zu rekonstruieren. Das fiel ihm irgendwie schwerer in letzter Zeit.

Er konnte sich jedoch entsinnen, dass ihn seine Frau vor einigen Wochen eindringlich darum gebeten hatte, mit ihr in diesen Urlaub zu fahren. Er meinte zumindest, dass es dieses Wort war, das sie verwendet hatte. Da es ihm im Grunde egal war, wo er seine Bücher las, hatte er stumm nickend zugestimmt und sich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung zugewandt. Doch jetzt hatte er sein aktuelles Buch abgeschlossen und wusste nicht, wo seine Frau den Nachschub verstaut hatte. Das war ein Problem. Doch diese unendlich freundlichen Fratzen um ihn herum, schienen ihm keine Hilfe zu sein.

„Wo ist meine Frau?“, hörte er sich selbst ein bisschen zu aufgeregt fragen. Verschwommen nahm er die verwirrten Gesichter der Menschen um ihn herum wahr.

„Ihre Frau?“, hörte er ein dumpfes Seufzen auf sein Trommelfell treffen.

Ja, seine Frau. Die hatte er doch gerade gesucht. Warum verstand das niemand von diesen unpersönlichen Schemen?
„Meine Frau. Wo ist meine Frau?“, er rang nach Luft.
„Lesen. Ich will einfach nur lesen“, versuchte er erneut verzweifelt, sich verständlich zu machen.

Zufrieden mit seiner Erklärung, wunderte er sich, nicht die gewünschte Reaktion hervorzurufen. Dies wurde noch durch das plötzliche Berühren seiner Hand verstärkt.
„Papa! Papa!“, drang nun plötzlich die Stimme seiner Tochter in sein Bewusstsein.

Seine Tocher… Die hatte er vergessen.

Er wunderte sich kurz, doch dann sah er plötzlich alles ganz klar: Das Krankenhaus-Zimmer, seine Tochter, der Arzt. Und auf dem Kittel aufgenäht das Logo der Demenz-Klinik.

Der Mann, der in eine Garage ging und aus einem Flugzeug herauskam

Als ich auf die Dreißig zuging, baute sich der Vater meiner Freundin die Garage zum Flugsimulator um. Mehr als achttausend Euro – so erzählte mir seine Ehefrau – hatte Walter schon in die Garage gesteckt. Seit langer Zeit schon habe sie Probleme mit ihm; er sei immer unleidlicher geworden, wurde maulfauler, kam nachts teilweise gar nicht mehr ins Bett. Er habe immer längere Zeit in der Garage verbracht, hatte immer größere Pakete bestellt und mittlerweile verabschiedete er sich regelmäßig vom abendlichen Esstisch mit dem Hinweis, er fliege die nächsten acht Stunden Frankfurt –> New York – und sie solle nicht auf ihn warten.

Am Abendessen – so erzählte sie weiter – habe er ohnehin kaum noch Interesse. Er rührte das Brot nicht mehr an, schiebe nur lustlos ein paar Cocktail-Tomaten auf dem Teller hin und her und selbst die geliebten Senfgurken gefielen ihm nicht länger. Seine Frau hatte ihn darauf angesprochen, dass er nichts mehr esse und er habe geantwortet, das sei wegen der Verdauung. Er könne ja wohl kaum einen Zwischenstopp machen. Am Ende noch irgendwo notwassern, um auf Toilette zu gehen? Dem Auto-Piloten vertraue er einfach nicht. Wenn sie sich denn wirklich Sorgen um so etwas machen musste, dann sei das sehr lieb, aber nun wirklich nicht notwendig.

Da ich nicht im eigentlichen Sinne zur Familie meiner Freundin gehörte, befand ich, dass es nicht an mir war, mich in die Gelegenheit einzumischen. Doch die Mutter meiner Freundin konfrontierte mich immer wieder mit seinem oder vielleicht auch eher ihrem Problem. Sie dachte wohl, ich müsse mich dort auskennen, immerhin studierte ich in der Stadt und galt jeher als technikaffin. Darüber hinaus sei mir auch das Hineinversetzen in Andere nicht fremd und ein Mann in den späten 60ern, der sein Geld dafür ausgibt, in der Garage nach New York zu fliegen, falle doch ganz sicher in das Gebiet von Psychologen.

Ich entgegnete meist nur, dass sie ja immerhin wisse, wo er sei. Da brauche sie sich keine Sorgen machen. Andere Männer, sagte ich weiter, würden ihre Abende ganz anders verbringen und meist viel mehr Geld ausgeben. Ich führte fort, dass das eine Skurrilität sei, ein interessanter Spleen – etwas um das man Walter gewissermaßen beneiden könne. Andere hätten ihren Garten, Walter habe nun eben New York. Daran sei überhaupt nichts auszusetzen.

Eines Tages als ich von der Arbeit nach Hause kam und meine Freundin am Esstisch vorfand, hatte sie ihre Arme unter der Brust zusammengefaltet und als sie mich sah, tat sie bedrückt. Sie stand etwas schnippisch auf und ging noch schnippischer an den Kühlschrank, holte schnippisch einen Joghurt daraus und stellte ihn schnippisch auf den Tisch. Dann schnippte sie in meine ungefähre Richtung und sagte: „Joghurt“. Ich bedankte mich und tat – herausfordernd lächelnd – unbeeindruckt.
Sie fand das nicht sehr komisch. ich müsse doch merken, dass sie etwas bedrücke, sagte sie. So etwas müsse mir doch auffallen, mir fiele doch sonst alles auf. Für alles hätte ich eine Theorie, behauptete sie, nichts würde mir entgehen. Bei allen Filmen, die wir immer sähen, könne ich nicht aufhören, darüber zu philosophieren, was die Figuren empfänden und wen die Synchronstimme noch vertont habe. Überhaupt sei ich ein Besserwisser, ein spitzfindigkeitliebender Übererklärer und ein Empfindling.
Empfindling sei kein Wort, sagte ich leicht spaßig und leicht gereizt und probierte von dem Joghurt. „Für mich schon“ erwiderte sie, „und jetzt hör auf mit deinen Späßen. Seh ich glücklich aus?“
Ich verneinte wahrheitsgemäß.
„Warum sehe ich nicht glücklich aus?“, fragte sie fordernd. Ich überlegte, ihr eine Reihe von plausiblen Gründen anzubieten, entschied mich aber aus Sorge, sie auf dumme Ideen zu bringen, letztendlich für ein unbestimmtes „Hm“.
„Wegen meiner Mutter“, sagte sie.
„Auf Grund deines Vaters wegen deiner Mutter, meinst du?“, fragte ich und sie nickte, woraufhin ich ihr Nicken bedächtig erwiderte, was ihr ein triumphales Lächeln auf die Lippen trieb.

Ich solle dann noch was vom Chinesen mitbringen, sagte sie und klang wie die Sorte selbstzufriedene Frau, die genau weiß, wie sie ihren Freund dazu kriegt, das zu tun, was sie will. Sie koche heute nicht. Sie habe heute schon genug getan. „Chinesisch“, sagte ich, „mal gucken, ob es das in New York kriege.“ Wir lachten und ich trat aus der Tür. „New York war gestern!“, rief sie mir noch hinterher. „Heute ist der Rückflug dran. Er zieht das absolut durch, du musst dich wirklich darum kümmern, bitte. Mutter sagt, er isst schon gar nichts mehr. Das ist langsam wirklich was Ernstes.“

Nachdem sie erschöpft seufzte und die Tür hinter sich schloss, dachte ich mir: Wenn Frauen wie ihre Mutter werden, hätte ich es schlechter treffen können. Immerhin sorgte sich die Mutter meiner Freundin liebevoll um ihren Ehemann und überhaupt war sie eine sympathische Person. Während ich weiter darüber nachdachte, fiel mir jedoch ein, dass ich einmal gelesen hatte, dass sich Frauen ihren Partner so suchen, dass er sie an ihren Vater erinnert – und ich dachte lange darüber nach, ob mir das gefallen würde.

Als ich am Haus angelangt war, brannte noch Licht in der Küche und ich sah das Gesicht meiner resignierten Schwiegermutter. Gedankenverloren strich sie über einen Teller und lächelte mir zu. Da sie ziemlich erschöpft aussah, entschied ich mich, direkt zu ihrem Mann zu gehen, um das Problem zu lösen, von dem ich noch immer nicht wusste, ob ich es überhaupt als solches einstufen würde.

Ich öffnete die Tür zur Garage, einem Ort den ich noch nie betreten hatte, und schon blickte ich auf den Himmel über dem atlantischen Ozean. Walter hatte sein angespartes Geld in einem Panorama-Bildschirm investiert, vor dem er in etwa acht Meter Entfernung auf einem Pilotensessel saß. Vor ihm war eine Art Cockpit aufgebaut, das er gewissenhaft zu bedienen wusste, um dann von Zeit zu Zeit Pilotenfloskeln in das Headset zu sprechen. Nach einiger Zeit des interessierten Beobachtens fiel mir auf, dass über ein Dolby Surround System aus allen Ecken der Garage ein verhaltenes Triebwerk-Rauschen in meine Ohren drang. Ich versuchte ein Muster zu erkennen, vielleicht das Schreien von ein paar Möwen oder auch nur ein leichtes Stottern der Triebwerke. Doch so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte nicht mehr als ein weißes Rauschen wahrnehmen.
Walter hatte mich in der Zwischenzeit bemerkt und zeigte mir mit der rechten Hand energisch an, dass ich verschwinden solle. Er wedelte mich regelrecht aus der Garage heraus, doch ich schloss nur die Tür hinter mir, lehnte mich gegen eine Wand und beobachtete.
Ich musste zugeben, dass das unveränderliche Rauschen gemeinsam mit den immer gleichen Polygon-Wolken, die auf dem Bildschirm vorbeizogen etwas meditatives hatte. Ich zog es vor, mich nicht zu bewegen und keinen Ton von mir zu geben, denn ich kam mir wie ein Eindringling vor; er hatte sehr deutlich gemacht, dass er niemanden hier haben wollte. Seine Frau – so hatte sie mir berichtet – habe am Anfang wiederholt versucht mit ihm zu fliegen, aber er habe sie überhaupt nicht wahrgenommen, was sie letzlich so verärgert hatte, dass sie ihn später darauf angesprochen, jedoch nur ausweichende Antworten erhalten habe.

Ich fragte mich, während ich dort im Halbdunkel der Garage den Triebwerken lauschte, was meine Freundin wohl gerade treibe. Ob sie es sich wohl mit einer Tafel Schokolade auf unserem gemeinsamen Sofa bequem gemacht hatte, einen Film schaute und sich beim Gedanken an mich totlachte, wie ich hier in einer öligen Garage säße und meiner aussichtlosen Mission nachginge.

Nach einer Weile wurden die Triebwerke leiser, ich schreckte aus meinen Gedanken und glaubte nun, ein Stottern zu vernehmen. Vielleicht eine Stichflamme an einem der Triebwerke? Doch das war Wunschdenken. Stattdessen hörte ich Walter sprechen: „Hor mal, Junge. Ich weiß schon, dass sie sich Sorgen machen, aber du kannst ihnen doch sagen, dass mit mir alles okay ist. Du kannst ihr sagen, dass du mit mir geredet hast und dass mit mir alles in Ordnung ist.“
Jetzt erst bemerkte ich, dass Walters Stimme aus den vier Ecken der Garage kam. Er musste dasselbe System nutzen, um wichtige Durchsagen an die Passagiere zu tätigen.
„Walter, die werden mir nicht glauben. Die machen sich Sorgen um dich. Die wollen das verstehen.“
„Dann erklär’s ihnen doch!“, sagte Walter.
„Dazu muss ich aber erst mal so tun, als hätte ich dich lange angeschaut und es verstanden“, erwiderte ich.
„Wie lange denn noch?“, fragte er und ich, ob es ihn denn störe. „Ja“, ganz immens störe ich ihn, ich ruiniere alles, machte den ganzen Spaß kaputt – er könne meine Anwesenheit ja unmöglich ausblenden. Und nach einer kurzen Pause fragte er schließlich, ob es mir denn gefalle.
„Ich weiß nicht so recht. Es kommt mir alles ein wenig eintönig vor. So ganz ohne Luftkampf oder Brände oder Möwen. Man hat ja nicht mal eine richtige Aussicht.“
„Ja“, erwiderte er.
„Wie Arbeit“, sinnierte ich.
„Ja“, sagte er fast mehr zu sich selbst als zu mir. Das war der erste Moment seit dem ich in der Garage war, in dem ich so etwas wie ein Lächeln auf seinem Gesicht wahrnehmen konnte.

Wir sprachen dann nicht mehr. Ich schaute ihm einfach nur dabei zu, wie er flog – fünf Stunden haben wir dort gesessen. Als er die Landung vollendet hatte, klatschte ich standesgemäß und ging aus der Garage in die kühle Morgenluft. Draußen erwachte die Straße, nur im Haus der Eltern meiner Freundin brannte kein Licht. Ich spürte Walters Hand auf meiner Schulter, er ging wortlos an mir vorbei, öffnete die Haustür, drehte sich noch einmal um und nickte mir zu. Ich lächelte, wohl wissend, dass Walter sich einfach nach einer Aufgabe gesehnt hatte.
Zu Weihnachten würde ich ihm eine echte Pilotenmütze schenken.

Ein Tag der Idylle

Der Tag begann mit dem Aufgehen der Sonne. So wie immer, eigentlich. Doch trotzdem spürte er, das heute etwas anders war als an den letzten Morgenden, als er den Blick über das Tal vor ihm geworfen hatte. Es war als würde die Ankunft seiner Gattin in 2 Tagen bereits heute seine Schatten voraus werfen.

Peter ließ den Blick über die wiesengrünen Täler und Hügel schweifen, die sich scheinbar bis ins Unendliche vor ihm erstreckten. Er beobachtete, wie in der Ferne ein Vogelpaar ein Tanz aufführte, der sich frei von Beobachtern wähnte. Durch die Entfernung war es Peter kaum möglich, die beiden Tiere auseinanderzuhalten, doch das unbeschwerte Treiben zeichnete ihm ein Lächeln auf die Lippen. Er hob seine Tasse und nahm einen klangvollen Schluck daraus. Etwas, dass er liebte, doch in Anwesenheit anderer Personen zu vermeiden versuchte. Schließlich galt er als Mann von hohem Stand, der entsprechende Manieren aufzuweisen verpflichtet war.

Peter leerte die Tasse in seiner rechten Hand und schritt langsam aus dem Schein der immer wärmer werdenden Sonne zurück. „Auf, auf zum frohen Schaffen“, dachte er sich, als er sich auf dem Weg zur Küche aufmunternd im Spiegel zunickte. Er wollte heute den 2. Satz seines Klavierkonzertes beenden und ahnte, dass es ihm einiges an Mühe kosten würde, dem Klavier wohlklingende Melodien abzutrotzen.

 

Im ungefähr 30 Meilen entfernten Oberschwaibach verließ in etwa zur gleichen Zeit Sophia das Haus. Sie nahm ihrem Pagen die ohnehin nur leicht gepackte Reisetasche ab und eilte damit zu der vor ihrem Haus wartenden Kutsche. „Los jetzt, Andrej. Wir dürfen keine Zeit verlieren!“, rief sie ihn mit einem herzerwärmenden Strahlen entgegen und öffnete dabei zeitgleich die Kutschentür. Andrej brauchte einen Moment, um sich von seiner Perplexität zu lösen und folgte ihr dann unversehens.
„Welcher Teufel hat Sie denn heute gestochen, Frau Lindmann?“, fragte er ein bisschen zu vorlaut und biss sich heimlich auf die Zunge.
„Jeder Tag sollte mit der Freude eines Kindes zu Weihnachten begonnen werden“, entgegnete sie und ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. Andrej und Thomas, der Kutschier, warfen sich ob der ungewöhnlichen Euphorie ihrer Chefin einen vielsagenden Blick zu, bevor Thomas die Kutsche mit einem beherzten Zügelschlag in Bewegung setze.

Der Weg führte die Reisegemeinschaft durch verschlafene Dörfer und aufgeweckte Wald-Landschaften. Die Sonne streichelte die im lauen Wind wiegenden Gräser und zeichnete das Bild des ersten Sommertages des Jahres. Selbst die Pferde schienen an diesem Tag frei von Sorgen zu sein.

 

Zurück in ihrem Landhaus hatte sich Peter vor seinem Klavier eingefunden. Er versuchte nun schon seit über drei Stunden die ideale Begleitstimme für sein Stück zu finden, doch irgendwie fühlte sich keine der durch seine Finger erzeugten Tonfolgen richtig für ihn an. Er seufzte und entschied sich, einen kleinen Spaziergang durch das angrenzende Dorf zu machen, um auf neue Gedanken zu kommen. Ausgestattet mit Hut und Wanderstock öffnete er die Vordertür des Hauses und trat in die milde Bergluft. Der Wind umspielte ihn mit den ihm so vertrauten Gerüchen aus seiner Kindheit. Hier an der Schwelle der Tür vermischten sich die Lockstoffe der Frühlingsblüher mit dem Geruch des frisch geschlagenen Holzes des nahegelegen Waldes. Peter ließ sich dazu hinreißen, seine Augen theatralisch zu schließen, um die Wirkung seiner anderen Sinne zu stärken und hörte nun auch den rhythmischen Schnabelschlag eines in der Ferne arbeitenden Spechts. Mit prall gefüllten Lungen öffnete Peter die Augen und schritt dem vor ihm liegenden Weg entschlossen entgegen. Mit einem letzten Blick zurück versicherte er sich, dass er die Tür verschlossen hatte und entschied sich, dem Weg in Richtung der anderen Häuser zu folgen.

Unten im Dorf angekommen, grüßte er freundlich jeden, den er auf der Straße traf. Er mochte zwar nicht jeden persönlich kennen, doch da die meisten der Dorfbewohner bereits hier lebten, als er gerade geboren wurde, wollte er einen unhöflichen Affront vermeiden. Er wusste, dass seiner Mutter die Verbundenheit mit den Dorfbewohnern immer wichtig gewesen war, auch wenn sie ihres Standes wegen Niemandem ein freundliches Wort schuldig waren. Doch genau wie Peter war es auch seiner Mutter unangenehm gewesen, ihrer Stellung wegen hofiert zu werden, was nicht zuletzt der Grund für die große Beliebtheit der Lindmanns war.

„Guten Tag, Herr Lindmann. Was macht die Arbeit?“, riss ihn der Müller aus seinen Gedanken.
„Das Klavier will heute nicht so, wie ich will.“, antwortete Peter. „Und selbst?“
„Bei diesem Wetter geht das Arbeiten fast von alleine.“, lachte er und schulterte einen Getreidesack auf, der beinahe seinen gesamten Oberkörper verdeckte.

Ihr kurzes Gespräch an der Weggabelung hatte weitere Dorfbewohner dazu ermutigt, anzuhalten. Eine ältere Dame mit weißem, schütternen Haar strahlte ihn herzlich an: „Gott schütze Sie, Herr Lindmann. Ich hoffe, Sie erfreuen sich weiterhin bester Gesundheit. Wie geht es Ihrer Frau?“
„Vielen Dank. Gottes Schutz sei auch mit Ihnen. Meine Frau wird in zwei Morgen anreisen. Ich bin voller Hoffnung, dass es ihr weiterhin gut geht.“
Die ältere Dame lächelte sichtbar zufrieden und sprach nun mehr zu sich als zu Peter: „Ja, ja. Die schöne Frau Lindmann. Ihr Fernbleiben macht unseren Musiker ganz traurig.“

Gerade als sich Peter ertappt fühlen wollte, bemerkte er die Unruhe weiter unten im Dorf. Mit einem geschmeidigen Kopfnicken und dem Zurechtrücken seines Hutes deutete er eine stumme Verabschiedung an und nähert sich den langsam lauter werdenden Tumult. Er meinte, ein Pferdeschnauben und die aufgeregte Stimme ihres Kutschiers Thomas ausmachen zu können, was ihm die für ihn typischen Sorgenfalten auf die Stirn trieb.

Als er wenig später um die nächste Wegbiegung schauen konnte, erkannte er sie: die Kutsche ihrer Familie, vor der Thomas wild gestikulierend mit einem Dorfbewohner diskutierte. Noch ehe er ein Wort ihrer Unterhaltung entschlüsseln konnte, fiel seine Aufmerksamkeit auf die sich langsam öffnende Kutschtür. Mit dem rechten Fuß voraustastend verließ Sophia vorsichtig die Kutsche und blickte dabei besonnen über die sich ihr bietende Szene. Ihr blaues Kleid wiegte sich ruhig im Wind, doch Peters Blick verharrte allein auf den Haaren seiner Frau. Die zu einem losen Dutt gesteckten Strähnen waren so zersaut, wie sie es immer waren, wenn Sophia geschlafen hatte. Peter liebte nichts mehr als diesen Anblick früh am Morgen.

„Sophia!“, rief er und rannte auf sie zu.
„Peter?“, fragte Sophia ins Ungewissene und suchte die Umgebung vor sich ab.

Als sich ihre Blicke trafen, hatte Peter sie fast erreicht und sie fielen sich in die Arme.
„Welch Freude, dich zu sehen, liebste Sophia. Doch sag, was treibt dich heute schon zu mir? Deinem Brief entnahm ich, dass deine Ankunft erst am Mittwoch geplant sei. Was ist der Grund für die Änderung deiner Reisepläne? Es ist doch hoffentlich nichts passiert?“
Sophia lächelte und strich Peter eine Strähne aus dem Gesicht.
„Nein. Also doch, aber…“, sie zog ihn in Richtung der Lichtung neben dem Feldweg, um sich der immernoch rege geführten Diskussion etwas zu entziehen.

Noch ehe sie sich hingesetzt hatten, konnte Sophia die Neugikeiten nicht mehr für sich behalten:“Ich bin.. schwanger!“, platzte es aus ihr heraus und große Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wange. „Der Arzt hat es bestätigt. Wir kriegen ein Kind, Peter! Ich bin so..“, doch ihre Stimme brach mittem im Satz ab.
Peters sorgenvoller Ausdruck war einem Gesicht vollkommener Entzückung gewichen und er hatte nun Schwierigkeiten, einen klarer Gedanken zu fassen. Seit ihrer Heirat vor nun mehr als 2 Jahren wünschten sich die beiden nichts sehnlicher als ein eigenes Kind. Sie hatten schon allerlei Ärzte konsultiert, die den beiden jedoch stets versicherten, dass mit ihnen körperlich nichts zu beanstanden sei. Nach Monaten voller Hoffnung und Enttäuschungen war das, was Sophia da gerade ausgeprochen hatte, kaum zu glauben.

Da er das Gefühl hatte, seine Empfindungen nicht in Worte fassen zu können, nahm Peter Sophia wortlos in den Arm und strich ihr zärtlich durch das zerzauste Haar. Er spürte Sophias Herzschlag an seinem Körper und schaute gedankenverloren zu den Ausläufern des wenige Meter entfernten Waldstücks. Dort ganz vorne glaubte er die zwei Vögel wiederzuerkennen, dessen Spiel er bereits am Morgen interessiert beobachtet hatte. Nun wurden die Bewegungen jedoch spürbar langsamer. Peter beobachtete, wie sich die beiden Tiere auf einem Ast niederließen und für einen kurzen Moment schien es, als würden sie ihm direkt in die Augen schauen.

Ein Haus

„I feel weird inside. I don’t know the time. I don’t know if I’m alright.
Ab jetzt geht es auf Zeit, fühl mich jederzeit zum Scheitern bereit, doch kenne keinen weit und breit, der sich für sein Leben so sehr entzweit.“

Selbstreferentielle Scheiße wollte keiner mehr hören, das wusste Tommy aus eigener Erfahrung. Doch was sollte er tun, so narzistisch wie er war? Natürlich war nicht alles gut, was er schreiben würde, das war ihm selbst nur am besten klar. Doch im Innersten wusste er, dass er nur nach der Anerkennung von außen strebte. Dafür lebte, dass die Halle bebte, wenn er durch seine Wörter getragen über die Bühne schwebte. Er klebte seinen Graffito-Sticker an das Fenster gegenüber, sodass er jeden Morgen sehen konnte, dass er einen Unterschied in dieser doch ach so trostlosen Welt ausmachte.

„Hey Tommy, warum bist du eigentlich immer so melancholisch?“, fragte Sam aus der anderen Ecke das Raumes. Seine Augen verrieten, dass sein neu gefundenes Interesse an Tommys Stimmung zumindest teilweise durch den Joint in seiner Hand verursacht war. „Wegen des Vitamin Ds. Durch meine dunkle Haut und diese wenige Sonne hier in Wettin, kommt mein Körper nicht hinterher mit dem produzieren.“ Er räusperte sich. „Kennst du die Leute mit Winterdepressionen?“ Sam machte eine Bewegung, die einem Nicken gleich kam, aber auch bedeuten konnte, dass er versagte, seinen Kopf aus eigener Kraft aufrecht zu halten. „So geht es mir immer. Jeden Tag. Jede Minute.“

„That sounds like bullshit!“, säuselte Sam und nahm einen tiefen Zug von seinem Joint. „Vielleicht solltest du mal in eine vernünftige Wohnung ziehen. Deine jetzige Bude ist viel zu dunkel.“

Doch Tommy mochte seine Wohnung. Die Dunkelheit bedeutete auch, dass es selbst am wärmsten Sommertag noch erträglich kühl war und er sich seiner Liebe, der Musik, ohne Schweißperlen auf der Stirn hingeben konnte. Im Hintergrund liefen auch jetzt von ihm gebastelte Beats, die nur darauf warteten, von seinen Texten auf eine neue Stufe gehoben zu werden. Doch manchmal mochte er auch einfach die Stille, die diese Beats transportieren. Diese Unberührtheit und die<s Möglichkeit, die Musikvorlage durch seine Texte in jede Richtung zu lenken, die er wollte. Außerdem war diese stumme Musik ideal für diese Nachmittage mit Sam, an denen sie einfach nur in der Wohnung rumhingen und ihren Gedanken freien Lauf ließen. Diese Nachmittage verbreiteten eine gewisse Wärme in Tommy, die ihm Sicherheit gab und seine rasenden Gedanken etwas abbremste.

Zwei Stockwerke unter Tommy und Sam lag Lisa weinend auf dem Boden. Ihr Freund hatte sie soeben verlassen und damit ihre gesamte Welt zerstört. Sie hatten geplant, zusammenzuziehen, gemeinsam zu reisen; ja sogar über Kinder hatten sie schon im Spaß geredet. Und nun das. Ihr Freund sei zu der Einsicht gekommen, dass es zwischen den beiden doch nicht so gut passe und eigentlich, so sei ihm bewusst geworden, reise er auch gar nicht so gerne. Und zusammen wohnen würde er ohnehin erstmal weiter mit seiner WG-Mitbewohnerin, mit der er sich immer besser verstünde. „Diese kleine Bitch!“, dachte sich Lisa, die schon immer eifersüchtig auf sie war. Sie schniefte laut und wischte sich die Tränen von den Wangen. „Sollen die sich doch ficken! Dann reise ich eben allein.“ Der Gedanke daran, ließ Lisa erneut in Tränen ausbrechen und stumm in ihr Kissen schreien. Sie wusste nicht, was sie schlimmer fand: Von nun an allein zu sein oder diese ganzen mitleidigen Blicke, die sie von ihren Freunden ernten würde. Ihre Freunde, die alle schon seit Jahren ach so glücklich in ihren Beziehungen waren und Lisa immer wieder mit ihren Liebesgeschichten beistanden. Jetzt war es wieder so weit, dass sie gestehen musste, dass sich ein Typ von ihr getrennt hatte. Sie würde wieder tröstende Umarmungen und leere Durchhalteparolen zu hören bekommen. Am schlimmsten waren immer jene, die meinten, er sei ja sowieso ein Arsch gewesen. Das hätten sie dann ja vielleicht auch mal sagen können, bevor er ihr Herz gebrochen hatte.

Lisa steigerte sich in den Ärger über die nähere Zukunft hinein und das beruhigte sie. Wut war immerhin direktional. Wut war expressiv. Trauer war nur lähmend. Trauer war wie ein zu schwerer Rucksack, der einem am Boden hält, obwohl man doch so gern fliegen mochte.

Lisa und Tommy konnten es in dem Moment nicht wissen, doch die Gedanken, denen sie in diesen Momenten nachjagten, würden die letzten in ihrem Leben gewesen sein. Am darauffolgenden Tag würde man ein Foto des komplett zerstörten Hauses zusammen mit der Geschichte von Freddy Eisenbauer in der Zeitung finden. Der berentete Hobby-Pilot hat heute von dem Tod seines lebenslangen besten Freundes erfahren und daraufhin versucht, seine Trauer in den Alkoholresten aus seiner Wohnung zu ertrinken. Durch den Wunsch getrieben, Abstand von allem zu gewinnen und auf andere Gedanken zu kommen, war er zum Flugplatz gefahren und in seine Maschine gestiegen. Kurz nach dem er in der Luft war, zeigten die selbstgebrannten Alkoholika jedoch ihre Wirkung und Freddy fiel in Ohnmacht. Unfähig, das Flugzeug zu steuern, segelte es ein Weilchen friedlich über den Himmel von Wettin bis es von einer Windböe getroffen das Gleichgewicht verlor. Es begann zu trudeln und stürzte ungebremst in die Walter-Meiß-Straße 28 und riss all seine Anwohner in den Tod.

4 Tote, 20 Sätze in der Zeitung. Ein Lebensende, das ohne Sinn und Bedeutung bleibt.

Wir jagen die Sonne

Leerer Raum

„Wolkenmeer, komm nicht her. Ich mag die Sonne doch viel mehr. Gutes Wetter, Sonnenschein. So sollen alle Tage sein.“

Alte Wortspielereien zu lesen, versetzte ihn immer wieder in ein merkwürdiges Gefühl zwischen Stolz und leichter Beschämung. Er selbst mochte die Sätze ganz gern, wie sie da zu Papier gefunden hatten, aber niemals würde er sie anderen aufzwingen wollen.

Er klappte sein altes Sketchbook zu und schaute in die Leere seiner Wohnung. Der Umzug war nun fast abgeschlossen, nur sein alter Schuhkarton mit den kostbarsten Erinnerungen trennte die Wohnung nun noch vom optimalen Übergabezustand. Er verspürte eine leichte Wehmut, wenn er an all die Ereignisse dachte, die er hier erlebt hatte: Der Gewinn der WM 1990, den sie bis in die Morgenstunden gefeiert hatten; die Geburt seiner ersten Tocher, die so plötzlich kam, dass sie es nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft hatten. Und schließlich, vor gerade mal einer Woche, der Anruf der Polizei, die ihn darüber informierte, dass seine Frau bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Augenzeugen zufolge habe sie auf der Mitte der Kreuzung die Orientierung verloren und wurde in ihrer Starre von einem unachtsamen Autofahrer erfasst. Sie starb direkt am Unfallort. „Immerhin musste sie nicht leiden“, dachte er sich und seufzte.

Während er in Gedanken verloren in die leeren Räume seiner Vergangenheit schaute, betrat seine Tochter schweigend die Wohnung. Sie stellte sich neben ihn und legte ihre Hand vorsichtig auf seine Schulter. „Bist du soweit?“, fragte sie leise, fast flüsternd. „Mhm.“, bejahte er murrend. Sie setzen sich langsam in Bewegung. Ihm lief eine Träne über die Wange, als er realisierte, dass er nie wieder einen Fuß in die Wohnung setzen würde, in der er den Großteil seines Lebens verbracht hatte. Nun würde er das letzte Mal ein neues Kapitel beginnen, dachte er.

Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte seine Tochter, fast rechtfertigend: „Wir haben doch aber ein schönes Altersheim ausgesucht“, und wandte sich ab, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Er blieb stumm und ein letzes Mal auf der Türschwelle stehen. Er blickte zurück und dann, ganz langsam, schloss er die Tür und folgte seiner Tochter ins Auto.

Die Weite des Nichts

white square

Nichts ist weiter als das Nichts. Das ist die erste und letzte Zeile des Gedichts, mit dem dein großer Traum zerbricht.

Nichts ist weiter als das Nichts. Das erkennst du immer dann, wenn du mal wieder an einer Herausforderung zerbrichst.

Nichts ist weiter als das Nichts. Denkst du resigniert, wenn dir das Leben deine Karten wiedermal neu mischst.

„Nichts ist weiter als das Nichts.“ steht auf dem Stein gegenüber mit rotem Edding geschmiert. Wie es dahin gekommen ist, weißt du nicht. Wer dafür verantwortlich ist, weißt du nicht. Und dennoch – oder vielleicht sogar gerade deswegen – kannst du deinen Blick nicht davon loslösen. „Nichts ist weiter als das Nichts.“, was soll dir das sagen? Die Nachricht ist für dich bestimmt, das ist so gut wie klar. Seit 5 Jahren schon kommst du jeden Tag wieder an diese Stelle, sitzt hier von früh bis spät und versuchst dir einen Reim aus der Welt zu machen. Seit 5 Jahren das immer gleiche Ritual: Du stehst auf, blickst neben dich und stellst mit schwerem Atem fest, dass das alles kein Traum war. Sie ist weg und sie wird nie wieder da sein. Sie war die Liebe deines Lebens, doch dann – ganz plötzlich – hat sie sich das Leben genommen. 

Seit dem sie verstorben ist, hast du von Zeit zu Zeit versucht, dich auf neue Frauen einzulassen, doch nie wollte es so recht klappen. Niemals hattest du das Gefühl, jemanden zu treffen, der wirklich auf deiner Wellenlänge ist. Niemals war da jemand, der dich inspiriert oder gefordert hätte – so wie sie das bis zum Tag ihres Todes getan hatte. Selbst Minuten vor ihrem Ableben hatte sie dir eine kryptische Aufgabe gegeben: „Ich glaube, ich habe es verstanden. Auf einmal ergibt das alles Sinn. Versprich mir, erst aufzuhören zu suchen, wenn du das Gleiche von dir sagen kannst. Ich glaube an dich. Ich liebe dich.“

20 Minuten später erhieltest du den Anruf der Polizei. Passanten hatten berichtet, sie sei mit einer ausgeglichenen Ruhe und einem friedfertigen Lächeln im Gesicht zu den Klippen spaziert, um sich dort mit ausgebreiteten Armen in die Fluten des Atlantiks zu stürzen.

Seit diesem Tag hat sich dein Leben verändert. Du wusstest, dass sie glücklich war bis zum Ende. Du wusstest nicht, was sie angetrieben hatte, sich das Leben zu nehmen; doch du wusstest, sie hätte es niemals getan, wenn sie keinen Grund gehabt hätte.

In den ersten Tagen nach dem Tod bist du immer in das Diner bei den Klippen gegangen. Du hast dich auf den Platz gesetzt, von dem du die grasbedeckte Absprungsfläche sehen konntest. Irgendwie war es als wärst du ihr ein bisschen näher, wenn du dort warst. Und so kam es, dass der tägliche Besuch des Diners zu einer Selbstverständlichkeit geworden war.

Und jetzt das: „Nichts ist weiter als das Nichts.“. Ausgerechnet auf der Seite des großen Steins, den man nur von deinem Platz des Diners sehen kann. Du schaust gedankenverloren rüber zur Bedienung, eine gestresste Mitfünzigerin, die das Diner alleine führte, seit dem ihr Mann vor 2 Jahren mit einer jungen Isländerin durchgebrannt war. „Was gibt’s Pete? Du schaust noch nachdenklicher aus als sonst.“ – „Es ist nur diese Nachricht auf dem Stein. Hier steht ‚Nichts ist weiter als das Nichts‘, das ist komisch.“ – „Ach, das war bestimmt nur wieder einer dieser verwirrten Jugendlichen, der sich für besonders schlau hielt. Seit dem das Mädel hier von der Klippe gehopst ist, sind ja alle ein wenig sentimental.“

Du zuckst zusammen. Du mochtest Rita. Im Laufe der Zeit hatte sich fast so etwas wie eine Freundschaft zwischen euch entwickelt. Doch du hattest ihr nie davon berichtet, warum du jeden Tag wiederkommst und warst froh, nicht von noch einem Menschen mehr mit diesem mitleidigen Blick angeschaut zu werden. Du sagtest noch etwas in die Richtung, das sie bestimmt recht habe und wandtest dich wieder deinen Gedanken zu.

„Nicht ist weiter als das Nichts.“ Du denkst an einen riesigen weißen Raum, der so groß ist, dass du nicht mal mehr siehst, dass es ein Raum ist. Du schreitest in Gedanken durch diesen Raum und suchst die Tür, die dich nach draußen führt. Versuchst herauszufinden, was sich um den Raum herum befindest. Doch während du so läufst, weißt du plötzlich nicht mehr, in welche Richtung du gehen sollst. Warst du hier schon einmal? Bist du jetzt im Kreis gelaufen? Du hast deine Orientierung mittlerweile komplett verloren und fühlst dich wie gefangen in deinen Gedanken. Du bemerkst, dass du deine Augen geschlossen hast, als du die Vorstellung dieses sonderbaren Raumes betreten hast und du schaffst es nicht, sie wieder zu öffnen. Du bist panisch, aber versuchst durchzuatmen und zu verstehen, was das alles zu bedeuten hat. Ein riesiger weißer Raum, der sich nicht verändert, egal in welche Richtung du läufst. Ein weißer Raum, dem du egal bist und der ganz genau weiß, dass du ihn nicht verändern kannst. Der nicht verändert werden will und sehr zufrieden damit ist, so weiß und leer zu sein. Egal in welche Richtung du läufst, du wirst niemals ein zufriedenstellendes Ende finden. Du kannst nichts ausrichten in diesem Raum, egal wie sehr du es versuchst. Also bleibst du stehen. Warum versuchen, wenn du ohnehin keinen Einfluss nehmen kannst? Warum bewegen, wenn Bewegung doch offensichtlich eine Illusion ist?

Du wirst ruhiger und hältst inne. Langsam, ganz langsam versuchst du deine Augen zu öffnen. Du bist geblendet von dem Licht um dich herum, das nun zunehmend auf deine Augen trifft. Du schaust dich um und versuchst dich zu orientieren. Du siehst die weißen Wolken draußen am Himmel, die weißen Felsen und die weißen Strände rechts in der Ferne. Du siehst die weiße Tischdecke auf deinem Tisch und die weiße Theke des Diners. Du siehst die weiße Speisekarte und die weiße Schürze von Rita. Du schaust nach draußen und versuchst etwas Farbe zu finden, doch zum ersten Mal in deinem Leben fällt dir auf, wie weiß hier alles ist: da links siehst du dein Auto, kurz dahinter das weiße Ortseingangsschild, rechts die weißen Häuser der Stadt und selbst das Meer erscheint weiß durch die Spiegelung der Sonnenstrahlen. Dein Leben ist der weiße Raum deiner Gedanken. Der weiße Raum in dem es egal ist, was du tust, weil es doch keinen Unterschied macht.

Du schaust auf den Stein vor deinem Fenster und stellst überrascht fest, dass der Satz scheinbar von weißer Farbe überpinselt wurde. Du erkennst es nun: Nichts, was du hier tust, macht irgendeinen Unterschied. All die Plackerei, die du jeden Tag durchmachst ist umsonst. Ist das wirklich die Lösung? Genau das hatte sie auch erkannt: dass nichts einen Unterschied macht. Dass das Leben eine Illusion ist und unerträglich lang empfunden wird,  weil im Endeffekt nichts dabei herumkommt. 

Du lächelst. Du schaust auf die Klippe und fasst einen Entschluss. Du stehst auf und lässt das Geld für Rita liegen. Du gehst auf die Straße und auf die Klippen zu. Du atmest ruhig und lächelst friedfertig während du zu den Klippen spazierst. Vorne angekommen schaust du noch ein letztes Mal zurück und dann richtest du deinen Blick gen Himmel. „Ich liebe dich“, sagst du nun sanft, fast flüsternd. Du schließt die Augen und lässt dich fallen.

Die Kunst einen schlechten Text zu schreiben

man in train

Es war einmal. Im Laufe des Tages, als ich mich fragte, ob es sich lohnt, besonders zu sein. Es war einmal, als ich aus dem Fenster schaute und aus der Verspiegelung las, dass nichts so durchschaubar ist wie Glas. Dennoch spiegeln sich die verzerrten Fratzen der Leute wie kleine Abbilder darauf wieder. Niemand schafft es frei von Zweifeln zu sein. Wenn man müde ist, kann man sich auch selten von der Bettdecke befreien, aber so einfach ist es nun doch wieder nicht.

Kennst du das, wenn man ganz viel will, aber nur ganz wenig kann? Wenn man Ideen in sich trägt, aber sie nicht vollenden kann? Kennst du dieses Gefühl der inneren Zerissenheit, wenn das, was du tust, nicht ausreichend dafür ist, deine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen? Warum gibt es keine Wörter für solche Gefühle? Dystiphoria. Legnaphisie. Die Buchstaben wären doch da. Nur der Wille, daraus beschreibende Überbegriffe zu formen, scheint zu fehlen. Ist es so, dass das Leben weniger anstrengend ist, wenn man nicht allem einen Namen gibt? Ist es nicht so, dass einem Worte Halt geben, einem selbst helfen, zu verstehen, was für ein Problem man eigentlich hat?

Wenn der Schreiner um die Ecke kommt, schaut er sie sich dann fachmännisch an?
Wenn der Metzger ein Haar in der Suppe findet, denkt er dann an die Schambehaarung seiner Lieblingskuh?
Wenn der Förster den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, ist er dann bereit für die Psychiatrie?
Wie ist es um die geistige Verfassungen eines Halsabschneiders bestellt, wenn er realisiert, dass dabei auch der Kopf verloren geht?
Gibt es nicht generell nur sehr wenige Situationen, in denen man mit Steinen werfen sollte?
Wird der Posten für die Schere zwischen Arm und Reich eigentlich vererbt oder gibt es Bewerbungen, bei denen immer eine größere gesucht wird?
Warum gibt es Universitäten, wenn probieren doch so viel besser ist?

Wer kam darauf, dass es keine dummen Fragen gibt?

Manchmal stellt man sich Fragen, die einen plagen. Manchmal gesellt man sich zu Menschen, von denen man weiß, dass sie einem nichts gutes tun. Der Mann mir gegenüber hat gerade an seinem Laptop gerochen und dennoch tue ich so, als wäre nichts außergewöhnliches passiert. Will ich ihn oder mich nicht auffliegen lassen? Vorbeirauschende Bäume geben das Gefühl von Vorankommen, doch die Schweißperlen auf meiner Stirn lassen sich daran nicht stören. Leise kann ich im Hintergrund den Bahnschaffner hören, wie er durch die Musik auf meinen Ohren dringt und das Lied der nächsten Haltestelle zum Besten bringt.  

Ich schaue in die Ferne und frage mich, wie lange wohl die Freude über ein Graffito der eigenen Initialien bestehen bleibt. Die Infantilie pubertierender Erwachsener ist zuweilen interessanter als der von Versagensängsten geschwängerte Auftritt eines Comedians auf einer Bühne. An welchem Punkt beginnt man zu begreifen, dass nicht die Witze sondern seine eigene Figur Anlass zu Gelächter sind? Ist es dann schon zu spät, zu sagen, dass sei so gewollt und eigentlich arbeite man ja als Clown, von daher wäre das schon voll in Ordnung und man sei ja sehr glücklich, dass es so gut funktioniert hat. So zu tun, normaler Comedian zu sein, wäre natürlich Teil des Plans gewesen, ohne den es auf der Meta-Ebene einfach nicht so lustig gewesen wäre. Ach herrje, wo soll uns diese Versagensangst nur hinführen?

Während der Fluss der Gedanken langsam vor sich hinplätschert, wird mir klar, dass es immer die Ausnahmen sind, die unsere Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Als Beleg führe ich das süße Gefühl der Euphorie an, das immer dann entsteht, wenn die Antwort auf eine gestellte Frage „ausnahmsweise“ lautet. Wie das kribbelt, wie das Lust macht. 

Ein weiteres Mal lasse ich meinen Blick schweifen und kann mich gegen aufkeimende Fragen nicht wehren. Was bringt Werbung auf Güterwaggongs? Woher kommen eigentlich die ganzen Steine im Gleisbett? Wie viele Menschen kaufen wohl jetzt gerade einen neuen Fernseher? Wie viele schlagen gerade ihr Kind? 

Ich klappe meinen Laptop zu und fasse noch einmal zusammen:
Für manche Fragen ist wohl keine Antwort bestimmt.

Laying down

tired man

Ich bin so müde. Müde wie die Nacht, wenn sie morgens den Staffelstab an die Sonne weitergibt. Durchgespült von tausenden Nachtschwärmern und -jammerern. Müde wie ein Raver nach 2 Pillen und 72 Stunden Berghain. Vollkommen ausgebrannt und mit schwachen Erinnerungen an die letzten Tage. Dabei habe ich doch gar nichts gemacht.

Ich liege nur den ganzen Tag hier, treibe durch den Wind der Langeweile, der schon als laues Lüftchen zu überspitzt beschrieben wäre. Ich trudele von Bett zu Couch, zu Schreibtisch – mal kurz nach Entspannungsmöglichkeiten googeln – und wieder zurück. Essen finde ich auch immer noch irgendwo, sodass ich nicht kochen, nicht aufräumen muss. Man könnte meinen, es gibt nichts entspannteres als so einen Tagesablauf, doch fühle ich mich konstant unter Strom. Egal, was ich machen will, ich kann mich nicht darauf einlassen. Serien, Filme, Bücher, lineares Fernsehen, Videospiele – alles langweilt mich. Aber produktives Arbeiten oder irgendwelchen spaßigen Projekten nachgehen? Oh Gott, nein. Viel zu anstrengend. Ich muss mich vorher erstmal entspannen.

Sport! Sport habe ich doch früher immer gerne gemacht, aber irgendwie bin ich allein bei dem Gedanken daran so unfassbar erschöpft. Und dazu kommt dieses lästige Husten, damit kann ich mich sowieso nicht groß belasten. Das liegt bestimmt an den vielen Schimmelsporen in meiner Wohnung, die sich langsam in meiner Lunge absetzen und dann anfangen, zu wachsen. Ja, ja! Das hab ich früher mal gelesen, als >sie< noch in meinem Leben war und wir nicht glauben konnten, dass jemandem tatsächlich ein Baum in der Lunge wachsen kann. Welch ironisches Schicksal. Damals an dem Tag als wir uns Seifenblasen gekauft hatten und durch den Park gerannt sind. Die Erinnerung ist schön, aber die Vorstellung daran fühlt sich unheimlich.. anstrengend an.

Nein, nein. Zunächst einmal muss ich mich ausruhen. Morgen, oder vielleicht nach dem Wochenende, dann werde ich die Welt erobern. Ich werde einfach einmal anfangen, alles richtig zu machen und dann wird sich der Rest ergeben. Ich muss nur einmal anfangen. Aber richtig, nicht nur so ein bisschen. Sonst wird das nichts.
Doch das geht erst, wenn ich nicht mehr so erschöpft bin. Bis dahin hoffe ich, dass man nicht vor Langeweile sterben kann.


Er klappt sein altes Tagebuch zu. Faszinierend, wie sich die Dinge verändern können. Vor fünf Jahren war er noch in der absoluten Tiefphase seines Lebens. Heute war er der jüngste Milliadär und Firmengründer der Geschichte. Seine App „motivatiON“ hatte Menschen aus aller Welt geholfen, ihr eigenes Potential zu entfalten und ein erfüllteres Leben zu führen. Und in allererster Hinsicht hatte sie ihm einen Sinn und eine Richtung im Leben gegeben.

Und das alles nur, weil er irgendwann anfing den Verstand zu verlieren und in der Vorstellung versessen war, ein Roboter zu sein. Irgendwo musste doch der Schalter für das Glück und die Entspannung zu finden sein…