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Laying down

Ich bin so müde. Müde wie die Nacht, wenn sie morgens den Staffelstab an die Sonne weitergibt. Durchgespült von tausenden Nachtschwärmern und -jammerern. Müde wie ein Raver nach 2 Pillen und 72 Stunden Berghain. Vollkommen ausgebrannt und mit schwachen Erinnerungen an die letzten Tage. Dabei habe ich doch gar nichts gemacht.

Ich liege nur den ganzen Tag hier, treibe durch den Wind der Langeweile, der schon als laues Lüftchen zu überspitzt beschrieben wäre. Ich trudele von Bett zu Couch, zu Schreibtisch – mal kurz nach Entspannungsmöglichkeiten googeln – und wieder zurück. Essen finde ich auch immer noch irgendwo, sodass ich nicht kochen, nicht aufräumen muss. Man könnte meinen, es gibt nichts entspannteres als so einen Tagesablauf, doch fühle ich mich konstant unter Strom. Egal, was ich machen will, ich kann mich nicht darauf einlassen. Serien, Filme, Bücher, lineares Fernsehen, Videospiele – alles langweilt mich. Aber produktives Arbeiten oder irgendwelchen spaßigen Projekten nachgehen? Oh Gott, nein. Viel zu anstrengend. Ich muss mich vorher erstmal entspannen.

Sport! Sport habe ich doch früher immer gerne gemacht, aber irgendwie bin ich allein bei dem Gedanken daran so unfassbar erschöpft. Und dazu kommt dieses lästige Husten, damit kann ich mich sowieso nicht groß belasten. Das liegt bestimmt an den vielen Schimmelsporen in meiner Wohnung, die sich langsam in meiner Lunge absetzen und dann anfangen, zu wachsen. Ja, ja! Das hab ich früher mal gelesen, als >sie< noch in meinem Leben war und wir nicht glauben konnten, dass jemandem tatsächlich ein Baum in der Lunge wachsen kann. Welch ironisches Schicksal. Damals an dem Tag als wir uns Seifenblasen gekauft hatten und durch den Park gerannt sind. Die Erinnerung ist schön, aber die Vorstellung daran fühlt sich unheimlich.. anstrengend an.

Nein, nein. Zunächst einmal muss ich mich ausruhen. Morgen, oder vielleicht nach dem Wochenende, dann werde ich die Welt erobern. Ich werde einfach einmal anfangen, alles richtig zu machen und dann wird sich der Rest ergeben. Ich muss nur einmal anfangen. Aber richtig, nicht nur so ein bisschen. Sonst wird das nichts.
Doch das geht erst, wenn ich nicht mehr so erschöpft bin. Bis dahin hoffe ich, dass man nicht vor Langeweile sterben kann.


Er klappt sein altes Tagebuch zu. Faszinierend, wie sich die Dinge verändern können. Vor fünf Jahren war er noch in der absoluten Tiefphase seines Lebens. Heute war er der jüngste Milliadär und Firmengründer der Geschichte. Seine App „motivatiON“ hatte Menschen aus aller Welt geholfen, ihr eigenes Potential zu entfalten und ein erfüllteres Leben zu führen. Und in allererster Hinsicht hatte sie ihm einen Sinn und eine Richtung im Leben gegeben.

Und das alles nur, weil er irgendwann anfing den Verstand zu verlieren und in der Vorstellung versessen war, ein Roboter zu sein. Irgendwo musste doch der Schalter für das Glück und die Entspannung zu finden sein…

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